EIS und FEUER – ANGST und LIEBE
Was kann Verbundenheit für die Heilung tun?
Heilung? – Was ist Krankheit? Aus meiner Sicht ist Krankheit die Folge von Trennung. Was ist Heilung? Aus meiner Sicht der Zustand der Verbundenheit. Und bei all dem spielen Angst und Liebe eine große Rolle. Denn Angst entsteht durch das Gefühl der Trennung und Trennung wird durch die Erfahrung von Verbundenheit geheilt. “Trennung” und “Verbundenheit” beziehen sich sowohl auf das Verhältnis zu sich selbst wie auf das Verhältnis zur Welt. Aber die Verbundenheit mit sich selbst scheint die Basis für jede andere Art von Verbundenheit zu sein. Was ich in meiner Praxis erlebe ist, dass das Eis der Erstarrung mit dem Feuer der Liebe, man könnte auch sagen der Bewusstheit, geschmolzen wird und der Mensch dadurch wieder in seinen lebendigen natürlichen Zustand findet. Dabei sind es gerade jene Teile von mir, die ich selbst ablehne, welche diese bewusste Zuwendung brauchen.
Wie sind diese ungeliebten Teile entstanden? Meiner Meinung nach durch teilweise sehr frühe Trennungserfahrungen, die nicht verarbeitet werden konnten und daher verdrängt werden mussten. Sie wandern also nach innen und werden dort zu einem Herd ständiger Unruhe und innerer Anspannung. Ich bin jetzt von mir selbst getrennt und damit nicht mehr eins. Ich leide unter dieser inneren Spaltung und ich projiziere sie auf die Welt und erhalte die entsprechenden Reaktionen, die meine Annahmen über die Welt und mich selbst wieder und wieder bestätigen. Ich habe in Wirklichkeit also Angst vor meinen eigenen inneren Bildern, nicht vor der Welt. So gesehen sind die meisten Ängste irrational, das heißt sie sind unangebracht und führen daher zu unangemessenen Reaktionen. Auch Todesangst gehört zu dieser Kategorie, weil wir mit unserer Sterblichkeit eigentlich vertraut sind.
Was kann also getan werden, um das Eis der Angst und Erstarrung zu schmelzen? Es gilt, die richtigen Bedingungen für die Erfahrung der Verbundenheit herzustellen, vor allem mit der eigenen Seele. Wenn gute Bedingungen dafür bestehen, den inneren Abspaltungen zu begegnen, entsteht sofort Verbundenheit und das ist bereits die Heilung. Wenn eine innere Trennung geheilt ist, erlebe ich mich selbst sofort anders und ich erlebe die Welt sofort anders.
Was also tun? Vor allem eines: spüren. Ich kann Angst dadurch verringern, dass ich mir den Gegenstand meiner Angst vertrauter mache. Was mir vertraut ist, macht mir keine Angst. Je vertrauter desto weniger Angst, je fremder desto mehr Angst. Das gilt auch für die Angst selbst. Angst kann man – wie jedes andere Gefühl – bewusst spüren. Das Spüren macht sie kleiner, verwandelt sie. Wie bei jedem anderen Gefühl gilt, dass die Fremdheit das Problem ist, nicht das Gefühl selbst. Wirkliche Sicherheit entsteht nicht durch Abgrenzung, sondern durch möglichst tiefe Verbundenheit.
Wie kann man also all die eisigen Erstarrungen loswerden und wieder in den hellen warmen Fluss des Lebens eintauchen? Meiner Erfahrung nach führt uns das bewusste Spüren und Annehmen von allem, was angstbesetzt ist, automatisch und zuverlässig in die richtige Richtung, hin zu einem friedvollen und erfüllten Lebensgefühl, das wir weder erzeugen noch erreichen können, sondern für das wir uns einfach nur öffnen können. Und genau das geschieht in dem Moment, wo die Liebe und die Bewusstheit das Eis schmelzen.
Christian Ponleitner, EFT-Praktiker