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Dr. Thomas Schmitt Oktober 2021

 

GESUNDHEIT – ein ärztlicher Blick

Als Arzt setze ich mich mit meinen PatientInnen jeden Tag in der Praxis mit dem Thema Gesundheit auseinander und erlebe eine unglaublich komplexe Vielfältigkeit.

Bereits beim Begriff „Gesundheit“ findet die WHO eine sehr weitgefächerte allgemeine Begriffsdefinition, um der breiten Vielfalt von Gesundheit zu entsprechen. Der Begriff „Gesundheit“ ist abhängig von Kulturen, Lebenszeiten, persönlichen Umständen und Notwendigkeiten. Das bedeutet konkret, meine persönliche Definition von Gesundheit wird geprägt von der Gemeinschaft, in der ich aufwachse und lebe, von meinem Lebensalter und den persönlichen Zielen, die ich für mich entwerfe. Ein Spitzensportler wird Gesundheit anders definieren als ein kranker Mensch!

Gesundheit ist variabel, zeigt eine Vielfalt, die sich teilweise widerspricht und doch gemeinsam eine Norm darstellt. Was ist gesünder? Um 18:00 regelmäßig essen oder um 21:00, wie es in südlicheren Ländern üblich ist? Ist eine 16:8 Essensphilosophie gesünder als 3 x über den ganzen Tag verteilt zu essen? Bezieht sich Gesundheit hier nur auf eine körperliche Ebene mit langer Lebenszeit und Krankheitsvermeidung oder ist Lebenslust und Genießen miteinberechnet? 

Bei der körperlichen Ebene kann ich relativ leicht gemeinsame Nenner finden. Keiner widerspricht, wenn ich sage, dass Bewegung und Ernährung Bausteine für den Begriff „Gesundheit“ sind. Ausgewogen, regelmäßig und maßvoll sind hier wichtige Regulatoren. Wichtig ist hier, seine persönlichen Konzepte zu entwickeln, die zu mir und meinem Körpertypus passen und nicht im Widerspruch zur Lebenslust stehen.

Bereits viel schwieriger wird es mit der psychischen Gesundheit. Es ist eine fließende Grenze zwischen einer psychischen Gesundheit und einer psychischen Krankheit, erst im Verlauf und regelmäßigem Verhalten wird die Krankheit manifest. Doch geht es hier in diesem Artikel darum, die Gesundheit zu finden und wie ich sie persönlich fördern kann. Ziel ist es, die Gesundheit aktiv zu fördern und Krankheit überhaupt nicht erst sich entwickeln lassen. Bereits beim Schreiben wird mir bewusst, dass ich nicht alles erfasse und vielen nicht gerecht werde. Doch will ich es trotzdem versuchen und ein Konzept für eine gute, stabile psychische Gesundheit entwickeln.

Ich erlebe Menschen, die in einem guten sozialen Kontext leben, als robust und gesettelt. Eine soziale Umgebung zu haben, die mich trägt und fördert, ist eine wichtige Basis. Familie, Freunde und einen breiten Bekanntenkreis zu haben, fördert und trägt mich. Es ist ein Umfeld, das mir Rückmeldungen zu meiner Befindlichkeit gibt, das auf mich schaut und mir hilft. Dies bedeutet aber, eine Ehrlichkeit und Offenheit miteinander zu haben, die von Toleranz und Humor getragen wird.

Damit ich dies erleben kann, muss ich mir bis zu einem gewissen Ausmaß selbst begegnen und einen Prozess durchlaufen, der mich in diesen Begriffen reifen lässt, in dem ich die Prägung durch meine Familie zu meiner eigenen Entwicklung durchlaufe und ein eigenes Weltbild entwickle, das positiv ist und eine Offenheit hat, die Toleranz zulässt. Mit sich selbst sanft umgehen und dabei aber ehrlich in der Situation zu bleiben, erfordert Mut. Ein persönlicher Zugang ist, mir immer wieder eine Auszeit zu gönnen, in der ich mir begegne und Zeit habe, meine offenen Fragen zu formulieren – keine Antworten! Es ist wie beim Bild vom Sturm gepeitschten See, in dem der Sturm sich legt, der See ruhig wird und den Blick in die Tiefe des Wassers freigibt.

Ich biete mein eigenes Weltbild zur Diskussion an:

– Leben ist Bewegung, somit verändert sich alles, nichts bleibt, so wie es ist.

– Hoffnung ist nicht die Gewissheit, alles wird gut, sondern der Weg, den ich einschlage, ist mein Weg, für mich richtig und führt mich hoffentlich ans Ziel.

– Leben ist ein lebenslanges Lernen mit dem Ziel, meine Angst zu überwinden.

Wie gesagt, mein eigenes Weltbild! Meine Lebenssätze haben sich auch im Verlauf verändert, aber nicht in der Grundsubstanz. Ich habe jetzt verschiedene Ebenen eröffnet für eine gute und stabile psychische Gesundheit: Ein gutes soziales Umfeld, sich selbst begegnen mit dem Ziel der eigenen Entwicklung zu einer verantwortungsvollen Persönlichkeit und ein tragendes Weltbild.

Eine Kraft, die jeden trägt, ist der Humor. Lachen ist gesund, Lachen löst viele Spannungen und über sich selbst lachen zu können, das ist die hohe Schule des Lebens. Hier meine ich den Humor, der nicht auf Kosten von anderen geht.

Achtsamkeit. Dieser Begriff bedeutet, als ganzer Mensch im Hier und Jetzt zu sein. Gefühle leben und sie zu spüren, sie als wertvolle Botschaft für die eigene Bedürftigkeit wahrzunehmen und ihnen zu vertrauen.

Mein Rhythmus steht für die meisten Menschen im Widerspruch zu den Anforderungen der Gesellschaft, des Berufs und den eigenen Vorstellungen. Hier geht es um Auszeiten, Pausen und Erholungszeiten, wie schnell oder ruhig ich meine Arbeiten erledige und ich somit in mir ruhe oder gestresst werde. Vieles kann ich nicht verändern, sondern muss es akzeptieren, weil die Gesellschaft es so fordert, doch kann ich einen Gegenpool schaffen, aktive Erholungszeiten, ich mache aktiv etwas für mich und entleere mich nicht passiv vor dem Fernseher u/o Computer.

Es gäbe noch vieles, aber eines ist mir noch wichtig. Das zu suchen, was außerhalb unserer sichtbaren Welt liegt – die Spiritualität. Eine Spiritualität zu besitzen hilft, sich selbst besser einzuordnen und eine Kraft außerhalb des eigenen Lebens zu haben.

Ich muss nicht alles wahrnehmen, manchmal ist es gut, sich auf einige oben genannte Punkte einzulassen. Aber es tut gut in Bewegung zu sein, das Leben als große Reise zu erleben und die Welt als freundliche Scheibe wahrzunehmen.

Dr. Thomas Schmitt

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